An diesem Gedenktag der Hilfsbereitschaft werden allernorts Fotos von laternentragenden Kindern hochgeladen. Pardon – im Zeitalter des Bewegtbildes sind es wohl eher Videos, auf dem die mehr oder des Öfteren weniger freudig singende Eltern zu hören sind. Bedächtig bewegt sich der Zug dann dahin, damit jeder der kleinen Zweibeiner mithalten konnte.
Als guter Motivator und Beschleuniger wirkte gewöhnlich ein authentisches St. Martins-Ross mit. Ich zumindest habe immer einen Zahn zugelegt, denn ich wollte vorne beim Pferd mitlaufen und keine Chance auslassen, sein Fell zu berühren. Ja, ja – ein Pferd auf dem Gehweg ist im städtischen Leben schon eine Sensation, die doch manchmal sogar einige Zuschauer aus dem Fernsehsessel zu den Fenstern bewegte.
Rahmenbedingungen anders interpretiert
Nervenstarke Pferde haben wir auf Gut Holmecke. Auch willige Pferdeführer, begabte Lead-Sänger und Begleiter der Pädagogik, ihres Zeichens Mitarbeiter der Kurklinik, die unentgeltlich ihren privaten Feierabend opferten. Sie alle waren viele Jahre immer zur Stelle, um Kindern und Eltern ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Nicht nur an St. Martin.
Nach dem Resumée des letzten Jahres jedoch war uns klar, wir wollen es anders machen. Denn erstens der abendliche Einsatz fand immer weniger Anklang. Zum Singen hatten viele Eltern gar keine Lust mehr und auf einen Rundgang übers Gelände auch nicht. Und zweitens: die nach wie vor gesundheitsamtlich verordneten Sicherheitsauflagen erlauben immer noch keinen gemeinsamen Umzug aller Holmecker Gäste und ein geselliges Beisammensein danach.
Aber die Kinder konnten wir nicht im Stich lassen. Doch einen Kohorten-getrennten Laternenumzug um 14 Uhr bei bestem Wetter und Sonnenschein während der Kinderbetreuung? Nein, das passte nicht so richtig. Man will ja auch sein selbstgebasteltes Werk erleuchtet sehen. Also keinen Laternenumzug. Denn natürlich hat unsere Pädagogik vorher Tischlaternen gebastelt, die die Kinder hinterher weiter benutzen können. Als Dekoration. Nachhaltigkeitsprinzip.
Gelungen: Lagerfeuer statt Laternenzug
Das pädagogische Team hat sich deshalb für eine Lagerfeuer-Sause am St. Martinstag entschieden. Nils Heilke mit Küchenteam hat einen köstlichen Stockbrotteig zum Ausbacken am Stock beigesteuert, den jedes Kind selbständig über dem Feuer ausbacken konnte. Das Lagerfeuer errichte, entzündete und bewachte das Team Landwirtschaft. Getränke und auch Süßes rundeten das besondere Mahl bei großartigem Wetter am Feuer neben der Pferdekoppel ab.
Wir finden, alle Beteiligten haben das Beste aus dieser Situation herausgeholt, obwohl alle mithelfenden Mitarbeiter doppelten Stress hatten.
Nicht ohne Stolz möchten wir erwähnen, dass für die besonderen Bedingungen unsere Feste ziemlich rund laufen.
Fast 70 Kinder – mit und ohne ADHS, mit Bewegungsdrang und entsprechend aufgeregt. Das war eine Herausforderung und anstrengend.
Doch die Kinder waren happy und haben das Event genossen.
Und ist es nicht das, was zählt? Für uns jedenfalls.